Montag, 13. September 2010

In zehn Minuten von der Tee-Zeremonie nach „New York“

Ich werde mit diesem Eintrag meinen Reiseblog abschließen, denn heute war mein letzter Tag in Tokio. An dem ich mal wieder einiges gesehen habe: Eine Oase in Tokio, eine Tee-Zeremonie, Sandstrand und die New Yorker Freiheitsstatue haben diesen letzten Tag noch einmal zu einem Erlebnis gemacht.
Heute habe ich das nachgeholt, was ich am Mittwoch wegen dem schlechten Wetter nicht tun konnte. Ich bin zum Hamarikyu-Garten gefahren. Der ehemalige Sommersitz der Tokugawa-Shogune liegt direkt an der Bucht von Tokio und war wirklich ein Ort der Ruhe in dieser Mega-Metropole, die nie zu schlafen scheint. 300 ¥  (rund 2,80 €) kostete der Eintritt in den groß angelegten Park. Der faszinierendste Teil bildet ein Teich, der durch Meerwasser gespeist wird. Hier führen drei Brücken auf ein kleines Inselchen, auf dem ein Teehaus zur Rast lädt. Genau wegen diesem bin ich auch her gekommen. Es war komplett mit Tatamis ausgelegt, das hieß für mich vor dem Betreten Schuhe ausziehen. Tische gab es auch nicht. Man saß am Boden und nach kurzer Zeit stellte die freundliche Bedienung ein Tablett mit japanischem Konfekt und einer Schale kaltem Grünen Tee vor mich. Vorher hatte ich mir die Regeln des japanischen Teetrinkens angeschaut, um ja nicht aufzufallen und niemanden durch irgendwelche Unsittlichkeiten zu beleidigen. 
Denn als erstes isst man das Konfekt. Dazu muss man es mit der rechten Hand nehmen und auf die linke Handfläche legen. Nun teilt man es mindestens ein Mal mit einem kleinen Holzwerkzeug. Auf keinem Fall sollte man es mit einem Haps in den Mund nehmen. Das gilt als unhöflich. Nachdem das Konfekt verputzt ist, ist der Tee an der Reihe. Die Schale mit dem giftgrünen schaumigen Tee, der sehr bitter schmeckt, nimmt man auch erst einmal mit der rechten Hand und stellt sie auf die linke Handfläche. Man muss allerdings die Seite von der man trinkt beachten. Man trinkt nämlich von der gegenüberliegenden Seite. Dazu dreht man die Schale zwei Mal jeweils um 90 Grad im  Uhrzeigersinn. Nun sollte man den Tee in zwei bis drei Schlücken austrinken, damit er noch schaumig bleibt. 
Als ich das Zeremoniell abgeschlossen habe und mir langsam die Beine vom Knien eingeschlafen sind habe ich mich noch ein wenig auf der Terrasse umgeschaut und habe den besten Tokio-Schnappschuss, den es wohl gibt gemacht: Das Teehaus mit dem Shiodome-Wolkenkratzerviertel im Hintergrund!
Da heute eine richtig drückende Hitze herrschte, dachte ich mir nach dem Besuch im Hamarikyu-Garten, ich fahre mit der computergesteuerten Magnetschwebebahn auf die künstlich angelegte Insel Odaiba. Dort gibt es nämlich neben den futuristischen Gebäuden, Vergnügungs- und Einkaufszentren auch einen Sandstrand, wo ich mich abkühlen wollte. Doch dann war ich verwirrt: Hier wurde ein Strand angelegt aber man durfte nicht schwimmen! Ich konnte also lediglich mit den Füßen im Wasser tapsen. Nach dem kleinen Ausflug in den Pazifik bin ich noch ein wenig die Strandpromenade entlang gelaufen um ein paar Bilder von der Rainbow-Bridge und der Skyline von Tokio zu machen, als ich erneut dachte, dass hier etwas verkehrt läuft. Da schaut mich doch tatsächlich die Freiheitsstatue an. Ein weiteres Zeichen für Japans Leidenschaft zur Imitation. 
Den Nachmittag habe ich dann die ganze Zeit am Strand verbracht und meinen Urlaub ausklingen lassen. Erst am Abend als ich mich auf dem Weg ins Hotel machte, bin ich durch ein Shopping-Center gebummelt und habe eine Fahrt in einer Indoor-Achterbahn genossen.
Damit will ich meinen Blog beenden und danke allen, die die Zeit und Erlebnisse mit mir geteilt haben.
Basti

Sonntag, 12. September 2010

Mein Wochenende in Tokio

Shibuya bei Nacht

Wie ich im letzten Blogeintrag geschrieben habe, bin ich am Freitag noch losgezogen um das Nachtleben in Tokio zu erkunden. Nach mehreren Vorschlägen bin ich nach Shibuya gefahren, um in den Club „Womb“ zu gehen. Als ich ungefähr um 24 Uhr am Bahnhof angekommen bin war ich richtig überrascht wie viel hier los war! Am Mittwoch waren bei Tage hier bei weitem nicht so viele Menschen unterwegs. 
Nachdem ich im Womb die rund 35 € Eintritt gezahlt habe und mich ein wenig umgeschaut habe, wusste ich sie waren es wert. Ein wirklich guter Club auf vier Etagen und sehr guter elektronischer Musik. Also ich wusste ja, dass sich die Japaner mit Elektronik auskennen, aber bis jetzt nicht, dass da die Musik auch dazu zählt. Bis um 5 Uhr morgens habe ich getanzt, Leute kennen gelernt und auch mal ein Bier getrunken, bis ich mich mit der ersten U-Bahn auf dem Weg zum Fischmarkt gemacht habe. 
Der Tsukiji-Fischmarkt ist weltweit der größte Markt für Fisch und Meeresfrüchte. Bereits um 3 Uhr werden hier jeden Tag die frisch gefangenen Fische entladen und um 5 Uhr beginnen die Fisch-Auktionen, bei denen Touristen der Zutritt aber nur mit besonderer Genehmigung gewährt wird. Also bin ich durch die Stände gegangen. Einige waren noch fleißig am Filetieren der bis zu 300 kg schweren Thunfische, andere besorgten neues Eis um den Fisch frisch zu halten und wiederum andere putzten ihren Stand noch einmal bis um 7 der Verkauf eröffnet. Hier sieht man wirklich alles, was man sich nur vorstellen kann, vom Tintenfisch bis hin zu etwas Undefinierbaren. Doch lange konnte ich nicht bleiben, denn ich musste noch einmal zum Hotel, wo ich nur schnell duschen war,  um meine Sachen für den zweiten Judo-Tag zu holen. 
Der zweite Tag verlief leider wieder für die Deutschen ohne Erfolg. Wie auch am Donnerstag sind alle Kämpfer in der Vorrunde ausgeschieden. Spannend war es aber trotzdem wieder auch wenn ich meine Deutschlandfahne nicht mehr schwenken konnte. Um halb neun war der Wettkampf zu Ende und ich konnte wieder ins Hotel fahren. Nach einem kleinem Abendessen bin ich endlich ins lang ersehnte Bett gefallen. 
Heute morgen habe ich deshalb auch gleich verschlafen. Eine halbe Stunde später als geplant bin ich erst aufgestanden und musste deshalb ziemlich hetzen, dass ich die ersten Vorrundenkämpfe der Judo Weltmeisterschaft nicht verpasse. Zehn Minuten bin ich nur zu spät gekommen, so dass ich das Wichtigste gesehen habe. Heute gab es auch etwas Erfreulicheres aus deutscher Sicht: Romy Tarangul in der Gewichtsklasse bis 52 kg hat es bis in den Kampf um Platz 3 geschafft. Hier verlor sie aber leider gegen die starke Mongolin Bundmaa Munkhbaatar und musste sich mit dem fünften Platz zufrieden geben. Seit 15 Jahren ist es das erste Mal, dass die Deutschen Frauen bei einer Judo Weltmeisterschaft ohne Medaille nach Hause fahren mussten.
In der Mittagspause bin ich heute Sushi essen gegangen. Nur zehn Minuten von der Halle entfernt habe ich ein Restaurant gefunden. Das ist nämlich gar nicht so leicht hier in Tokio. Es gibt zwar etliche Gaststätten aber nur wenige bieten den rohen Fisch an. Die vorbeifahrenden Tellerchen haben mich aber überhaupt nicht an ein deutsches Sushi-Restaurant erinnert. Hier gibt es viel ausgefallenere Speisen. An die meisten habe ich mich auch nicht ran getraut, da man hier nach Teller zahlen muss und ich nicht drei Euro für einen auf dem etwas ist das schon komisch aussieht riskieren wollte. Aber den Sushi, den ich gegessen habe war sehr köstlich. Der rohe Thunfisch ist förmlich auf meiner Zunge zergangen.
Shinto-Brautpaar
Nachdem ich satt war habe ich mich auf den Weg zum Meiji-Schrein gemacht, der sich ebenfalls gleich neben dem Yoyogi National Gymnasium befindet. Der Weg bis zum Schrein führt durch einen kleinen (Ur-)Wald: Dichter Bewuchs an beiden Seiten mit Farnen Sträuchern und teilweise auch Palmen und das Zirpen von Grillen und sonstigem Ungeziefer haben mich irgendwie an ein Dschungelszenario erinnert.
Am Tor des Shinto-Schreins angekommen fiel mir sofort wieder das „Waschbecken“ auf, an dem sich die Besucher wieder fleißig wuschen. Als ich gerade in den Innenhof der Anlage gehen wollte befahl mir ein Polizist mich an den Rand zu stellen und ich wusste, dass jetzt etwas Besonderes passiert. Es war eine Hochzeit! Ein traditionell gekleidetes Brautpaar schwebte den Weg entlang um sich im shintoistischen Stil das Ja-Wort zu geben. Das nächste was mir aufgefallen ist, war eine Wand mit zahlreichen Holztäfelchen. Auf diese Tafeln schreibt man einen Wunsch auf und hofft er geht in Erfüllung.
Wunschtäfelchen
Ich habe keine Holztafel an die Wand gehängt. Mir ist nach zehn Minuten überlegen immer noch nichts eingefallen. Ich bin wohl wunschlos glücklich.
Bis bald!
Basti

Freitag, 10. September 2010

Schlechter Tag für das Deutsche Team

Yoyogi National Gymnasium

Heute gibt es leider nicht so viel zu berichten wie in den letzten Tagen, denn ich war heute im Yoyogi National Gymnasium um mir den zweiten Tag der Judo Weltmeisterschaften anzuschauen.
 Das Yoyogi National Gymnasium wurde für die Olympischen Spiele 1964 nach einem Entwurf vom Architekten Kenzo Tange gebaut. Das Bauwerk zählt durch eine gelungene Umsetzung japanischer Bautradition in eine moderne Architekturkonzeption zu den Schönsten, die Japan zu bieten hat. 
Um 9 Uhr haben die Vorkämpfe der heutigen Gewichtsklassen, Männer -90kg, Männer -81kg und Frauen -70kg, begonnen. Das Deutsche Team hatte mit Ole Bischof, der Olympiasieger 2008 in Peking wurde, eigentlich ganz gute Starter. Bischof überzeugte auch in seinem ersten Kampf und konnte mit einer blitzschnellen Schulterwurftechnik vorzeitig den Sieg holen. In seinem nächsten Kampf verlor er jedoch gegen Elmont Guillaume aus den Niederlanden und schied somit aus. Die beiden Frauen der deutschen Auswahl, Iljana Marzok und Kerstin Thiele, konnten schon nach ihren ersten Kämpfen duschen gehen. Beide haben mit einem Armhebel verloren.

Ein bisschen traurig vom Ausscheiden aller Deutschen Kämpfer ließ ich mir aber trotzdem nicht die Freude am spannenden, schnellen und technisch genialen Judo nehmen und verfolgte die Wettkämpfe mit sehr viel Begeisterung. Denn dieses Ereignis ist schließlich der Grund warum ich überhaupt nach Tokio gereist bin.

Die Vorrundenkämpfe gingen bis 15 Uhr, denn es waren eine Vielzahl an Judoka an den Start gegangen. In der Gewichtsklasse -81 kg waren ja allein schon 80 der weltbesten Athleten vertreten. Aber jetzt hatte ich zwei Stunden Zeit um mir etwas zu essen zu holen und mir die nähere Umgebung ein wenig anzuschauen. Kaum bin ich ein paar Meter gelaufen, dachte ich, ich bin irgendwo in Europa. Eine große Allee mit allerfeinsten Boutiquen aus Paris und Mailand. Lediglich er Linksverkehr und die japanische Nummernschilder haben mich dran erinnert, dass ich am anderen Ende der Welt bin.

Nach der Erkundungstour und einem kleinen Snack bin ich zurück zur Halle, denn die Pause war fast vorbei. Als ich gerade zu meinem Platz gehen wollte habe ich allerdings Ole Bischof, der sich mit einem anderen Judoka unterhalten hat,  getroffen und ihm nach einem Foto gefragt und ein wenig gefachsimpelt. Anschließend habe ich mir bis 20 Uhr die letzten Kämpfe des heutigen Tages angeschaut und bin danach zurück zum Hotel gefahren.

Und jetzt geht es ab ins Bett.  -  Ach nein! Heute erkunde ich das Nachtleben von Tokio. Es soll ja einiges im Angebot sein.

Grüße aus Japan

Basti

Donnerstag, 9. September 2010

Schön, schöner, Nikko

Shinkyo-Brücke

„Sag nie prächtig, bevor du Nikko gesehen hast“! So lautet ein japanisches Sprichwort, das durch eine riesige Tempelanlage in der Stadt Nikko, die rund 130 km nördlich von Tokio liegt, geprägt wurde. Davon wollte ich mich heute selbst überzeugen und startete meinen Tagesausflug um 7.30 Uhr vom Asakusa Bahnhof, zirka 15 Gehminuten von meinem Hotel entfernt.
Ich nahm den Schnellzug Spacia mit dem ich in 2 Stunden dort war. In Nikko angekommen fing mein Rundgang bei der rot lackierten Shinkyo-Brücke an. 1636 wurde sie für den Tokugawa-Shogun errichtet. Von dort aus führte mich eine Zedernallee zum Rinnoji Tempel, der im siebten Jahrhundert gegründet wurde. In der Haupthalle von Rinnoji steht eine riesige goldene Buddhastatue, die man aber leider nicht fotografieren durfte. Über eine Steintreppe kam ich von dort aus zu einem Granittor, das früher nur die Vornehmen durchschreiten durften. Ab hier beginnt die Schreinanlage des Toshogu.
Gojunoto-Pagode
Mit dem Toshogu-Schrein wurde dem ersten Tokugawa-Shogun ein Denkmal gesetzt. Ab 1634 arbeiteten über 15.000 Handwerker und Künstler aus ganz Japan an der Anlage. Dabei verarbeiteten sie allein 2,5 Mio. Lagen Blattgold. Insgesamt entstanden 22 Gebäude voll mit Schnitzereien und Bemalungen. So auch die fünfstöckige Gojunoto-Pagode, die mir sofort ins Auge fiel als ich durch das Tor gegangen bin. Sie trägt im ersten Stockwerk die zwölf chinesischen Tierkreiszeichen. Um in einen inneren Hof des Toshogus zu gelangen bin ich eine weitere Treppen hinaufgegangen um durch das Tor Nio-mon zu gehen, wo mich auf einmal zwei grimmige Deva-Könige anschauten. Sie wurden in das Tor geschnitzt und dienten als Tempelwächter vor ungewollten Eindringlingen. Gleich daneben befindet sich die heilige Stallung: Ein hölzernes Haus das ringsum mit Schnitzereien mit Affen geprägt war. Unter anderem war es auch mit einem weltbekannten Ensemble geschmückt: Die drei Affen, die nichts böses hören, sehen, noch sagen. 
Nachdem ich einige Fotos gemacht habe, fiel mir eine Art überdachtes Waschbecken auf. Hier wusch man sich die Hände und trank einen Schluck von dem frischen Quellwasser um sich für die heilige Stätte zu reinigen. Noch das kühle Nass an den Händen erblickte ich den Gipfel des Prunks, das Yomei-mon. Es ist das Tor zum inneren Hof und soll einen kleinen Schönheitsfehler haben, um durch seine Einzigartigkeit nicht den Neid der Götter heraufzubeschwören. Da müssen die Götter aber gute Augen haben, denn ich fand das Yomei-mon einfach perfekt. Ich war durch seinen Anblick einfach nur verzaubert und stand mehrere Minuten gaffend und mit offener Kinnlade davor und konnte mich nicht entscheiden welches filigrane Detail am schönsten war.
Yomei-mon
Irgendwann konnte ich mich dann losreißen und meinen Rundgang fortführen. Plötzlich sah ich, wie sich die Leute die Schuhe ausziehen und dachte zuerst ihnen schmerzen die Füße von dem großflächigen Gelände und den vielen Stufen. Ich habe mich allerdings wieder einmal geirrt. Das war der Eingang zur Gebetshalle Haiden, die man nur Barfuß betreten darf. Also zog ich mir auch die Schuhe aus, um sie betreten zu dürfen - und weil mir die Füße weh taten. Im inneren roch es stark nach Räucherstäbchen, denn wer hier betet, zündet Räucherkerzen für eine kleine Spende an. Beim Beten knien die Japaner vorm Alter und verbeugen sich mehrmals, nach einiger Zeit klatschen sie ein paar Mal in die Hände und verbeugen sich abschließen.
Wieder mit Schuhen machte ich mich nun auf die Suche nach dem letzten berühmten Schnitzwerk: Es ist eine schlafende Katze, die so natürlich wirkt, dass Mäuse angeblich lieber das Gelände meiden. Durch das Tor in dem die Katze eingeschnitzt ist, das Sakashita-mon ging ich daraufhin über die 207 Stufen zum Grabmal des Ieyasu, dem ersten Tokugawa-Shogun. Oben angekommen fielen mir sofort die drei Getränkeautomaten auf, auf die sich die Japaner ganz durstig stürzten. Ich hatte auch Durst bei dem schwülen Wetter und der langen Steintreppe, die ich hinter mir gelassen habe. Nach einem Schluck aus meiner Flasche konnte ich mich ein wenig erholt dem Grabmal zuwenden.  
Meine letzten beiden Stationen in Toshogu waren der Futara-Schrein und das Taiyuin Mausoleum bevor ich wieder den Weg zum Bahnhof eingeschlagen habe um nach Tokio zurück zu fahren. So habe ich heute den ganzen Tag in Nikko verbracht, wo ich echt viel gesehen und gelernt habe. Vor allem, dass ich nie wieder das Wort „prächtig“ ohne den Zusammenhang mit Nikko erwähne.
Sore dewa mata ashita! (Bis morgen!)
Basti

Mittwoch, 8. September 2010

Vom Regen und Jetlag geplagt

Der Tokyo-Tower

An meinem zweiten Tag bin ich durch das Plätschern vom Regen auf dem Fensterbrett geweckt worden. Ich dachte es ist ein kurzer Schauer und machte mich somit auf den Weg in die Stadt, denn ich hatte wieder einiges vor. 
Heute bin ich zum Tokyo-Tower im Süden der Stadt gefahren. Dieser bringt die japanische Imitierfreude deutlich zum Ausdruck, denn er ist ein Nachbau des Eiffelturms. Er ist lediglich zur Flugsicherheit rot-weiß gestreift und ein paar Meter höher. Dort angekommen fuhr ich zunächst auf die Haupt-Aussichtsplattform auf 150 Metern Höhe. Hier hatte man eine hervorragende Sicht auf die nähere Umgebung. Zudem waren noch Glasplatten im Boden eingelassen, die einen beeindruckenden Blick aus dieser Höhe boten. Nach kurzer Zeit der Überwindung habe ich mich sogar getraut mich auf sie zustellen. Als ich die Aussicht von dieser Plattform ausreichend genossen hatte, wollte ich noch höher hinaus. Also kaufte ich mir ein Ticket zur Spezial-Aussichtsplattform, die auf einer Höhe von 250 Metern liegt. Doch leider war der Ausblick durch den Regen und den tief hängenden Wolken auch nicht viel besser als vorher. Trotzdem machte ich das beste draus. 
Wieder unten angekommen wollte ich eigentlich in den nahe gelegenen Hamarikyu-Garten  doch der Regen wurde immer stärker. Deshalb änderte ich meinen Plan und fuhr zur Tokyo Station, dem Hauptbahnhof von Tokio. Dort gibt es ein riesiges Kaufhaus und Restaurants. Nach kurzer Bummelei bin ich hungrig geworden und hatte nun die Qual der Wahl: Rund 20 Restaurants auf zwei Etagen, die alle unterschiedliche japanische Gerichte anboten. Doch welche war die richtige für mich? Ich konnte die Speisekarten nicht lesen und obwohl einige Restaurants ihre Speisen als Plastikmuster ausstellen wusste ich ja trotzdem nicht wie sie schmecken. Nach einiger Grübelei habe ich mich einfach ins nächste Lokal gesetzt und habe irgendetwas auf der Speisekarte bestellt. Und was kam? Ein japanisches Fleischpflanzerl! Dazu Reis, Miso-Suppe und eingelegter Meerrettich. Aber gut war‘s. Beim Essen ist mir auch die sehr höfliche Art der japanischen Kellner aufgefallen. Jede fünf Minuten wurde mein Grüner Tee mit einer sehr tiefen Verbeugung und Höflichkeitsfloskeln kostenlos aufgefüllt, so dass es mir fast peinlich wurde. Und dann nehmen die Japaner nicht einmal Trinkgeld an...
Japanisches Fleischpflanzerl
Nach dem Essen hat es mich ins glitzernde Shibuya getrieben. Hier befindet sich die meist gefilmte Kreuzung der Welt. Neben den Megabildschirmen, die fast an jeder Hauswand hängen sehen die Fußgänger aus wie kreuz und quer laufende Ameisen, wenn hier die Ampeln auf grün schalten. Heute waren es welche mit Regenschirm, denn es hatte immer noch nicht aufgehört zu regnen. Doch ich habe mich trotzdem in das Epizentrum der japanischen Jugend gewagt und schlenderte durch das Kitsch- und Entertainmenparadies.  
Shibuya
Als meine Augen und Ohren überreizt waren und mich der Jetlag ein wenig plagte, habe ich den Heimweg zur Ueno-Station angetreten, wo ich noch beim Hardrock Cafe vorbei geschaut habe. Bei der halbstündigen Fahrt sind mir durch die anstrengende Metropole und den Zeitunterschied andauernd die Augen zu gefallen. Aber ich war nicht der einzige. Mir kommt es vor als ob jeder zweite Japaner beim U-Bahnfahren schläft. Kaum haben sie sich hingesetzt schließen sich die Augenklappen und die Köpfe fangen an sich nickend zu senken.
So werde ich es jetzt auch machen - aber im Bett! 
Oyasuminasai 
Basti

PS: Mehr Bilder auf                                      http://www.donaukurier.de/interaktiv/blog/reise/tokio/ !

Dienstag, 7. September 2010

Die ersten Erlebnisse

Jigoro Kano, der Begründer des Judo

Nachdem ich vom Hotel losgezogen bin, bin ich als erstes auf die Suche nach dem Kodokan gegangen, die Geburtsstätte des Judo. Hier musste ich allerdings ein bisschen rumfragen, bis mich drei nette und hilfsbereite Japanerinnen hingeführt haben. Dort habe ich mir das Judo-Museum und das große Dojo (Trainingshalle) angeschaut. Einige Judoka die am Wochenende bei der Weltmeisterschaft mitkämpfen haben noch fleißig trainiert.
Achterbahn mitten in der Stadt
Gleich neben dem Kodokan befindet sich der Tokyo Dome, eine riesige Freizeitanlage mit Fahrgeschäften, Spielhallen und dem Dome, wo Veranstaltungen wie z.B. Konzerte stattfinden. Hier habe ich mich erst einmal von der Achterbahn, die sich mitten in der Stadt befindet, wieder wachrütteln lassen.
Und dann konnte es weiter gehen mit dem Stadtbummel: Rund drei Stunden bin ich durch die Hochhausschluchten marschiert und wusste gar nicht wo ich als erstes hinschauen soll. Der Überschuss an Eindrücken hat mich richtig platt gemacht. Also fuhr ich wieder zurück zur Ueno-Station, die sich in der Nähe meines Hotels befindet, und habe mich im gleichnamigen Park ein wenig ausgeruht und der Sonne beim Untergehen zugeschaut. Eigentlich dachte ich, dass es dadurch ein bisschen abkühlt, doch es hatte immer noch um die 35 Grad. Auf dem Weg zum Hotel bin ich noch an einer Baseball-Anlage vorbeigekommen. Baseball ist eine sehr beliebte Sportart in Japan und es gibt wie in den USA sogar eine Profi-Liga.
Baseballfeld im Ueno-Park
Als ich mich dann endlich einmal von dem spannenden aber doch sehr rätselhaften Spiel losreißen konnte, habe ich mir noch ein kleines Abendessen im Supermarkt besorgt: Ein Reisdreieck mit Algen umwickelt und einer „Überraschungs“-Füllung. Eigentlich steht drauf was drinnen ist, aber das kann ich ja leider nicht lesen. Deshalb hatte ich Angst, dass mein Bällchen mit Umeboshi gefüllt ist, eine salzig-sauer eingelegte Pflaume, die mir, wie ich von meinem letzten Japanaufenthalt weiß, nicht schmeckt. Doch ich hatte Glück! Es war Thunfisch drin. 
Aber das ist das spannende an Tokio: Man weiß nie was einem erwartet!
Oyasuminasai (Gute Nacht)

Montag, 6. September 2010

Klein aber fein

Die lange Reise ist endlich vorbei! Ich hab ungefähr eine Stunde geschlafen, weil die (russischen) Sitze irgendwie extrem ungemütlich waren, aber bin jetzt endlich in meinem Hotel in Tokio-Ueno angekommen.  Trotzdem heißt es jetzt nicht ausruhen, sondern etwas erleben damit der Blog hier voll wird :) und damit es euch nicht langweilig wird.

Achja: Mein Zimmer ist im großen (oder eher kleinen) und ganzen so wie ich es mir vorgestellt habe. Also ich habe gewollt ein Zimmer im japanischen Stil gebucht, d.h. ein mit Tatami-Matten ausgelegtes Zimmer in dem man einfach seinen Futon-Matratze ausrollt. Das es so klein ist hätte ich aber nicht gedacht. Aber sagen wir einfach es passt zu mir ;) Klein aber fein!

挨拶 (Aisatsu)


Basti